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Es war Ende des 18. Jahrhundert als sich die Türen des Sports zum
Westen hin geöffnet hatten. Allerdings kann man nicht behaupten,
dass sich diese Türen gänzlich öffneten und unser Sport mit dem von
Europa auf Augenhöhe war. Die Engländer liefen währendessen nicht
nur dem Ball hinterher, sondern bevorzugten auch Tennis. Es waren
Namen wie Whittal und Whitenhouse die von sich sprechen ließen.
Zeitgleich feierte die Istanbul Fussball Liga ihren dritten Geburtstag
und dieMannschaftGalatasaray der Sultani Jugend trat in die Liga ein.
Es war das erste mal, dass eine türkische Mannschaft der Fussball Liga
beitrat. Galatasaray ließ imersten Jahr die ElpisMannschaft hinter sich
und sicherte sich den vierten Platz.
Die Sportbegeisterung welche mit den Auslandsturnieren unserer
Ringer entstand, hat in gewissermaßen sowohl Militärschulen als auch
zivile Schulen beeinflusst. Somit wurden unter Leitung ausländischer
Trainer erste Schritte zur gemeinsamen Sporterziehung gemacht.
Es war unmöglich, den sozialen Veränderungen, welche mit den
politischen Entwicklungen die durch die Tanzimat Bewegung
hervorgerufen wurden zu entkommen.
Die Reform beim Militär betraf nicht nur die Uniformen. Mit
einem neuartigen Trainingsplan sorgte man auch für die körperliche
Entwicklungen.
Nach der Tanzimat Bewegung sollten den osmanischen Sportartenwie
Ringen, Bogenschiessen, Reiten und Jirid, welchen den osmanischen
Sport in seinemAnfangsstadium geprägt hatten auch militärische und
kämpferische Sportarten wie Fährtenlesen, Turnen, Jagdsport und
Schiesssport hinzugefügt werden.
Es wurde dem Fussball keine Möglichkeit eingeräumt, zügig Einzug
in den osmanischen Sport erhalten. Das der Fussball im Vergleich
zu anderen Disziplinen jedoch eher unkonventioneller Natur war
und dazu noch fern von militärischen sowie fern von zivilen Schulen
war, konnte der Entwicklungsgeschwindigkeit diesen Sports nicht
entgegensetzen. Mit Eintritt ins 19. Jahrhundert vervollständigte der
Fussball all seine Regeln und erlangte Professionaliät. Es folgte die
Umsetzung der 90-minütigen Spielzeit und das erste Länderspiel mit
Österreich und Ungarn.
Dass die Engländer die mit wirtschaftlichen Interessen zu uns kamen
und sich samt ihren Familien langfristig bei uns niederließen, brachte
mit sich, dass sie auch ihre sozialen Gewohnheiten hier weiterführen
würden.
Die Engländer welche ja mit Tabak und Baumwolle Handel trieben,
liessen sich in Großstädten wie Izmir, Istanbul und Thessaloniki
nieder und bewiesen ihr Verständnis von Sport. Der Fussball, der vor
dem 19. Jahrhundert von Tessaloniki über Izmir Bornova bis Istanbul
reichte war Schauplatz von drei Begegnungen. Izmir und Istanbul
führten (diese Begeisterung bis 1903 weiter). Fussballspiele, zwischen
Engländern und ethnischen Minderheiten zog natürlich auch die
Aufmerksamkeit der Türken auf sich. DieVerwaltungsstruktur zu jener
Zeit, ließ nicht zu dass Türken aus der Umgebung von Kadiköy an den
Begegnungen inModa Baklartarlasi und Kusdili teilnehmen konnten.
Das despotische Verständnis war für die Türken ein Hindernis um
gemeinsam Sport auszuüben.
Einige allerdings kannten dieses Hindernis nicht an. Dies hatte
allerdings auch zur Folge, selbst nicht anerkannt zu werden.
Herr Fuat Hüsnü, der Sohn des Schülers der Marine Akademie,
also des Amiral Hüseyin Pasa wohnte im Stadteil Moda und
war somit nicht fern von den ersten Entwicklungen im Fussball.
Gemeinsam mit seinem Freund Herr Resat Danyal beschleunigten
sie ihre Bemühungen und gründeten insgeheim die erste türkische
Fussballmannschaft. Um die Aufmerksamkeit der *Hafiye (Spione)
nicht auf sich zu lenken, benannten sie die Mannschaft “Black
Stockings” also “Schwarz Stutzen” welche vor dem heutigen Stadium
von Fenerbahce ihre Geburtsstunde hatte. Die Jungs, welche das Café
von Hursit Aga als Lokal nutzten und ihr Training auf der Wiese des
Priesters absolvierten, traten am 26. Oktober 1901 zu ihrem ersten
Spiel an. An der Begegnung mit der griechischenMannschaft nahmen
neben Fuat Hüsnü und Resat Danyal auch Herr Kemani Nuri, Herr
Fahri, Herr Nureddin, *Hafiz Mehmet, Herr Emcet, *Hafiz Mustafa,
Herr Sevki und der *Tambur Meister Herr Osman teil.
Wie sich unschwer erkennen lässt, handelt es sich hierbei auch um
eine etwas musikalische Mannschaft. Die unerfahrenen “Schwarzen
Stutzen” die zu gleich unter demDruck standen, unerkannt zu bleiben,
verloren dieses Spiel 5-1. Herr Fuat Hüsnü erlangte bei diesem Spiel
den Titel des ersten türkischen Torschützen. Der *Hafiye (Spion)
Samil und seineMänner allerdings bemerkten die Täuschung in dieser
Begegnung und führten eine Razzia auf der Wiese des Priesters durch.
Dies hatte zur Folge, das Herr Resat Denyal nach Teheran deportiert
und Herr Fuat Hüsnü vor das Militärgericht geladen wurde.
Das Urteil des beschuldigten FuadHüsnü Kayacan wurde vomRichter
Herr Rasid vor dem Kasimpasa Militärgericht ausgesprochen. Der
Schuldspruch lautete wie folgt: “Sie werden beschuldigt, weil sie zwei
Tore aufgestellt hatten, genauso angezogen waren wie die Griechen
und Fussball spielten…“
Um aufzuzeigen worauf der Schuldspruch beruhte, legte Fuat Hüsnü
dem Gremium sein Fussball Trikot vor. Somit wurde die Akte
geschlossen. Ein Jahr später dann, sollte Herr Fuat Hüsnü diesesmal